BARMER Pressemitteilung: Patientenlotsen unterstützen Risikopatienten im Alter Projekt RubiN als Blaupause für Vorgabe aus Koalitionsvertrag

Kiel, 16. Februar 2022 – Die Ampelregierung fordert, mehr Fortschritt zu wagen. Explizit werden im Koalitionsvertrag die Patientenlotsen genannt. Denn viele ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen und altersbedingten Ein-schränkungen können ihren Alltag nicht mehr selbstständig bewältigen. Eine abgestimmte Hilfeleistung sucht man vergebens. Dabei benötigen gerade ältere Patienten zur Wahrung ihrer Selbstständigkeit eine umsichtige Versorgung, die Medizin, Pflege, Therapie und auch vielfältige soziale und häusliche Hilfen koordiniert. „Mit dem Innovationsfondsprojekt RubiN – der Name steht für „Regional ununterbrochen betreut im Netz“ – wurde unter Berücksichtigung des Lebensumfeldes der Patientinnen und Patienten ein umfassendes Care- und- Case-Management für die Versorgung von geriatrischen Patienten entwickelt. In der über dreijährigen Projektzeit konnten nicht nur viele praktische Erfahrungen gesammelt, sondern auch die Aktivitäten evaluiert und eine Rechtsexpertise erstellt werden. Damit ist RubiN eine Blaupause dafür, was die Ampelparteien in ihrem Koalitionsvertrag fordern, sprich, die regelhafte Einführung von Patientenlotsen“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der BAR- MER in Schleswig-Holstein. „In RubiN arbeiten die niedergelassenen Haus- und Fachärzte eng mit den Patientenlotsen zusammen, die auch die Brücken zu Pflegediensten, Krankenhäusern sowie kommunalen sozialen Einrichtungen schlagen“, erläutert Markus Knöfler, Geschäftsführer des Praxisnetzes Herzogtum-Lauenburg, einem von insgesamt acht bundesweit am Projekt beteiligten Praxisnetzen.

Evaluation zeigt hohe Zufriedenheit und Akzeptanz

Von vier Evaluationsinstituten werde wissenschaftlich untersucht, ob mit dieser neuen und innovativen Versorgungsform der Gesundheitszustand und die Versorgungssituation geriatrischer Patienten verbessert werden könne. Erste Ergebnisse zur Patienten- und Angehörigenzufriedenheit liegen aus der Universität zu Lübeck vor. „Die ersten Ergebnisse zeigen eine hohe Zufriedenheit und Akzeptanz mit der RubiN-Versorgung“, sagt Prof. Katja Götz von der Universität Lübeck. Danach waren 78,1 Prozent der Angehörigen mit der angebotenen Versorgung sehr zufrieden. 87,6 Prozent würden die Patientenlotsen weiter- empfehlen. Über 80 Prozent waren mit der Erreichbarkeit ihrer Ansprechpartner sehr zufrieden. Insgesamt wurden in RubiN Daten von rund 4.100 Patienten ausgewertet. 64 Prozent der an RubiN teilnehmenden Personen sind Frauen, der Altersdurchschnitt liegt bei 81,6 Jahren. 38 Prozent der Studienteilnehme- rinnen und -teilnehmer leben alleine, 71 Prozent gaben an, von der Familie sozial unterstützt zu werden. Bis zum Frühjahr wird der vollständige Evaluationsbericht erstellt. Hierzu gehört weiterhin eine gesundheitsökonomische Analyse zur Wirtschaftlichkeit der neuen Versorgung. Neben der Universität zu Lübeck begleiten die Universitäten Greifswald und Frankfurt sowie das Berliner Institut für angewandte Versorgungsforschung (inav) die Evaluation. Da das RubiN- Modell als interprofessionelle und integrierte Versorgungsform über Praxis- netze umgesetzt wurde, werden auch Erfahrungen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit einbezogen.

Der Weg in die Regelversorgung

Ausgesprochen komplex sind die rechtlichen Anforderungen bei sozialgesetzbuchübergreifenden Versorgungsangeboten, wie es das Care-und-Case-Management ist, das Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung berührt. „Für eine vernetzte und interprofessionelle Versorgung sind drei Dinge neu zu entwi- ckeln: der Kreis der zukünftigen Leistungserbringer, ihre Zulassungsvoraussetzungen und die Zulassungsverfahren“, erläutert Medizinrechtler Dr. Dr. Thomas Ruppel aus Lübeck, der eine Rechtsexpertise zum Projekt erstellt. Zugleich müssten die Leistungsansprüche der Versicherten ebenso wie künftige Vergütungsstrukturen neu ausgestaltet werden. Mit der Fortentwicklung des Berufsbildes der Patientenlotsen sei auch deren Rolle im Gefüge der ärztlichen und sogenannten „nicht-ärztlichen“ Leistungserbringung neu zu bestimmen, etwa in der Abgrenzung zu delegatorischen ärztlichen Aufgaben, bei Haftungsfragen und im Berufsrecht.

Modernisierung der Rechtsgrundlagen erforderlich

„Wir müssen uns äußerst komplexen Rechtsfragen stellen, wenn wir eine vernetzte und interprofessionelle Versorgung nicht nur auf dem Papier fordern, sondern sie in die Tat umsetzen wollen“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt. „Rechtsgrundlagen veralten genauso wie Technik. Wenn wir die alten Versorgungsstrukturen mit einem VHS-Rekorder vergleichen und eine neue Versorgungsform wie das Care- und Case-Management mit Netflix, dann versuchen wir seit vielen Jahren Netflix auf VHS zu streamen. Das kann nicht klappen“, so Hillebrandt weiter. Die BARMER setze sich mit RubiN für die Modernisierung der Versorgungsstrukturen ein, die die jeweiligen Leistungen und Versorgungs- schritte besser aufeinander abstimme und damit patientenorientierter mache.

Weitergehende Infos der Pressekonferenz als PDF / zum Download:

Achtung: Geänderte Telefonnummer und Besucheradresse in Leipzig

Ansprechpartner*innen für Leipzig –
RubiN – Care- und Casemanagement

Lysann Kasprick
kasprick@carecoordination.de
Lukas Weiss
weiss@carecoordination.de

Besucheradresse in Leipzig/ Stötteritz:
GeriNet e.V./ Competence Center Care Coordination
Praxis für Care- und Casemanagement
Kolmstraße 2, I. OG
04299 Leipzig

Bitte sprechen Sie langsam und deutlich Ihren Namen und Rückrufnummer auf folgenden Anrufbeantworter – wir rufen Sie umgehend zurück:
Tel.: 0341 – 24 82 52 81

Fax: 0341 – 67 902430

Innovationsfondsprojekt RubiN unterstützt mehrfacherkrankte Senioren bei einer selbstständigen Lebensweise

  • Im Innovationsfondsprojekt RubiN koordinieren Case Manager die Versorgung von geriatrischen Patienten.
  • Eine wissenschaftliche Begleitstudie untersucht, ob und wie der neue Versorgungsansatz in die Regelversorgung übertragen werden kann.

Seit dem 01. Januar 2019 wird im Innovationsfondsprojekt RubiN erprobt, ob sogenannte Case Manager geriatrische Patienten bei einer selbstständigen Lebensweise im häuslichen Umfeld unterstützen können. 3.200 Patienten aus den fünf Praxisnetzen pleXxon GbR (Ammerland), Praxisnetz Herzogtum Lauenburg e.V., Leipziger Gesundheitsnetz e.V., Ärztenetz Lippe GmbH und Gesundheitsregion Siegerland GbR sollen von dem neuen Versorgungsansatz profitieren.

Rund 20 Case Manager sind für RubiN bei den beteiligten Praxisnetzen angestellt. Sie nehmen ihre Aufgabe in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Hausärzten wahr, beginnend mit einer gemeinsamen Einschätzung des individuellen Unterstützungsbedarfs. Dabei wird für jeden Patienten ein Versorgungsplan erstellt. Dieser umfasst beispielsweise Hilfe bei der Beantragung eines Pflegegrades oder Hilfsmittels. Auch der Zugang zu sozialen Angeboten und die Abstimmung der Versorgung zwischen Krankenhaus, Arztpraxis sowie Pflegedienst spielen dabei eine Rolle. So entlasten die Case Manager zudem Hausärzte und Angehörige.

Ob diese Form der Unterstützung die Versorgungssituation und dadurch die Selbstständigkeit geriatrischer Patienten effizient und effektiv verbessern kann, ist bislang kaum erforscht. Daher ist RubiN Gegenstand einer wissenschaftlichen Begleitstudie, die von der Universitätsmedizin Greifswald, der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sowie dem Institut für angewandte Versorgungsforschung (inav) durchgeführt wird. 1.200 normalversorgte geriatrische Patienten aus drei Vergleichsregionen dienen dabei als Kontrollgruppe.

Sonja Laag, Leiterin für Versorgungsprogramme bei der BARMER Krankenkasse und Konsortialführerin von RubiN, erklärt: „Mit RubiN testen wir strukturiert die Wirksamkeit einer regionalen Vernetzungsform. Aufgaben, die in der Versorgung älterer Menschen vom Patienten oder seinen An- und Zugehörigen wie aber auch vom Hausarzt nicht mehr zu bewältigen sind, werden bei RubiN durch das Versorgungsnetzwerk aufgefangen.“

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Treffen aller RubiN-Interventionsregionen

Kurz vor Rekrutierung der ersten Teilnehmer für das durch den Innovationsfonds geförderten Projektes Rubin trafen sich die Projektleitungen und ihre Koordinatorinnen aus dem Ammerland, Lauenburg, Lippe, Siegen und Leipzig. 

Gastgeber war einer der Kooperationspartner, die Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen stellt in Hannover ihre Räume für das erste Treffen zur Verfügung.. 

Neben dem persönlichen Kennenlernen und einem gegenseitigen Austausch spielte auch bei dieser zweitägigen Veranstaltung die fachliche Qualifikation eine wesentliche Rolle. 

So referierte die Vertreterin des Evaluationsteams, Frau Neeltje van den Berg, über das Evaluationskonzept und die Aufgaben der Koordinatorinnen dabei.

Dreh und Angelpunkt des Geschehens jedoch war Diskussionen über vorgestellte Fallbeispiele . 

Hierzu hatte das Team vom GeriNet eV aus Leipzig, die auch schon die Schulungen der Fachkräfte im Herbst durchgeführt hatten, beeindruckende Szenarien vorbereitet und dem Team zur Beurteilung vorgestellt. 

Zum Schluss waren sich alle Teilnehmerinnen darüber einig, den gemeinsamen Dialog fortsetzen zu wollen. Die gemeinsamen Treffen sollen zukünftig quartalsweise fortgeführt werden. Die nächste Veranstaltung wird im Ammerland stattfinden, um Gelegenheit zu haben , jede Modellregion genauer kennenzulernen.

Entlastung für Ihre Praxis: Geriatrie-Case- Management im Praxisnetz Herzogtum Lauenburg

Wir stehen in den Startlöchern! Für unser Geriatrie-Projekt
„RubiN – Regional ununterbrochen betreut im Netz“ haben wir bereits die wichtigsten Vorbereitungen erfolgreich abschließen können. Wir freuen uns, im Januar 2019,
mit Unterstützung unserer vier Case-Managerinnen, die koordinierte Betreuung und Begleitung der geriatrischen Patienten im Kreisgebiet zu starten.
PDF-Artikel im Mitgliedermagazin des Praxisnetz Herzogtum Lauenburg lesen