Tagebuch einer Casemanagerin – Yvonne Lorenz

Yvonne Lorenz ist Care- und Casemanagerin in unserer nördlichsten Modellregion, dem Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein. In einem Beitrag, der zuerst im Magazin vernetzt + versorgt erschienen ist, stellt sie den den Fall von Frau Schneider* vor, die von ihr im Rahmen des Care- und Casemanagements betreut wird. Frau Schneider ist 82 Jahre alt, verwitwet und hat keine Kinder, allerdings eine Zwillingsschwester. Hausärztlich versorgt wird sie von einer Praxis in Schwarzenbek, wo sie alleine in einer kleinen Wohnung im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses wohnt.

Februar 2019

Yvonne Lorenz wurde von der Schwarzenbeker Hausarztpraxis gebeten, einen ersten Hausbesuch zur Erfassung des Unterstützungsbedarfs bei Frau Schneider vorzunehmen. Nach einem ausgiebigen Gespräch mit Frau Schneider stellt sich heraus, dass sie ihre Wohnung seit etwa einem Jahr nicht mehr verlassen hat, da sie aufgrund starker Schmerzen im Rücken und im Hüftbereich die Treppen nicht mehr gehen kann. Zudem ist ihr Vermieter nicht bereit, die Kosten für den Einbau eines Treppenlifts zu übernehmen, ein Fahrstuhl ist auch nicht vorhanden. Frau Schneider ist aufgrund ihrer familiären Situation vollständig auf fremde Hilfe angewiesen. Ihre Zwillingsschwester sei ohnehin viel zu sehr damit beschäftigt, sich um ihren pflegebedürftigen Mann zu kümmern und hat bereits selbst zwei Schlaganfälle hinter sich, so die Erläuterungen Schneiders. Die Einkäufe von Frau Schneider und weitere kleine Erledigungen im Haushalt übernimmt ihre Nachbarin für sie. Ansonsten versucht Frau Schneider alles weitere allein zu erledigen, was allerdings immer mit sehr großen Schmerzen verbunden ist. Auch Schmerzmedikamente, die von einem ambulanten Pflegedienst gestellt werden, helfen nicht. Ein Pflegegrad sei laut Schneider schon mal beantragt worden, dieser wurde allerdings abgelehnt, weshalb sie den Antrag nicht noch einmal stellen möchte. Auch wegen ihrer Hüfte sollte sie mehrfach untersucht werden, die Termine wurden von ihr allerdings immer wieder aufgeschoben. Nach fast zwei Stunden Gespräch verlässt Frau Lorenz die Wohnung im ersten Stock und vereinbart einen neuen Termin im April. Frau Schneider scheint nach dem Termin sehr nachdenklich und bittet, dass sie bis zum nächsten Besuch ein wenig Zeit brauche, um sich neu zu ordnen. Es sieht so aus, dass Frau Schneider über die Jahre viele ihrer gesundheitlichen Bedarfe einfach verdrängt hat, die nun durch das Gespräch mit Frau Lorenz wieder in den Vordergrund gerückt sind.

April 2019

Folgebesuch durch Yvonne Lorenz: Frau Schneider ist nun viel gesammelter und sehr entschlossen, endlich etwas gegen ihre Hüft- und Rückenschmerzen zu tun. Diese schränken sie so stark ein, dass selbst kleine Tätigkeiten im Haushalt kaum noch möglich sind. Daraufhin vereinbart Frau Lorenz in Absprache mit dem Hausarzt noch für den gleichen Tag einen Termin zum Röntgen in Ratzeburg. Es stellt sich heraus, dass bei Frau Schneider eine deutlich fortgeschrittene Arthrose in der Hüfte vorliegt. Sie soll deshalb ein neues Hüftgelenk erhalten, zuvor stehen jedoch noch einige Voruntersuchungen an, welche Lorenz zusammen mit dem Hausarzt koordiniert. Nachdem diese erfolgten, bekommt Frau Schneider einen OP-Termin im DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg für Anfang Juni. Nach einer Woche im Krankenhaus und anschließend drei Wochen geriatrischer Reha wird Frau Schneider nach Hause entlassen. Am selben Tag ruft sie Yvonne Lorenz an und berichtet, dass die OP ein voller Erfolg gewesen sei und dass sie nun gern einen neuen Termin bei ihr zu Hause vereinbaren möchte.

Beim nächsten Treffen im September wird Yvonne Lorenz von einer völlig ausgewechselten Frau Schneider begrüßt. Wie es ihr mit dem künstlichen Hüftgelenk, den Schmerzen und ihren weiteren Einschränkungen im Alltag ergeht, erfahren Sie ab Seite acht im Magazin vernetzt+versorgt, das von unserem Projektpartner, dem Praxisnetz Herzogtum Lauenburg e.V., herausgegeben wird.

* Name geändert